Farbe ist im Game-Design nicht bloß ein optischer Bonus – sie ist ein strategisches Werkzeug. Farben steuern, wie Spieler*innen sich fühlen, wie sie reagieren und welche Entscheidungen sie treffen. Gerade im Zeitalter von Story-getriebenen Spielen und immersiven Game-Welten wird Farbpsychologie zu einem unterschätzten Machtinstrument. Und genau hier kommt eine Farbe ins Spiel, die oft übersehen wird: Mauve.
Die mauve farbe – eine Mischung aus zartem Lila und leichtem Grau – wirkt auf den ersten Blick unauffällig. Aber unterschätze sie nicht: Mauve besitzt eine subtile, beinahe meditative Wirkung und bringt eine emotionale Tiefe in Spielwelten, die viele Game-Designer*innen gezielt einsetzen.
Was Mauve im Spieler*innenkopf auslöst
Farben haben bekanntlich psychologische Wirkungen – Rot weckt Aufmerksamkeit, Blau beruhigt, Grün wirkt natürlich. Mauve hingegen bewegt sich auf einer feineren, emotionaleren Ebene. Studien zeigen, dass Mauve und ähnliche Pastelltöne mit Intuition, Spiritualität und Nostalgie assoziiert werden. Genau diese Gefühle lassen sich im Game-Design gezielt nutzen:
- Intuition & Magie: In Fantasy-Games wird Mauve häufig verwendet, um Zaubertränke, mystische Portale oder spirituelle Wesen darzustellen. Beispiel? In The Elder Scrolls V: Skyrim sind viele magische Gegenstände in lila bis mauvefarbenen Nuancen gehalten.
- Ruhe & Isolation: In Indie-Games, die sich mit emotionalen Themen wie Einsamkeit oder innerem Wachstum beschäftigen, findet man Mauve oft in der Umgebung – etwa im Himmel, in Nebelschwaden oder bei Interface-Elementen.
- Futuristische Eleganz: In Sci-Fi-Games wie Destiny 2 wird Mauve genutzt, um High-Tech-Umgebungen einen leicht surrealen, aber stilvollen Touch zu verleihen.
Von der Farbpalette zur Spielmechanik
Es reicht nicht, Mauve einfach irgendwo reinzuklatschen. Die Wirkung entfaltet sich erst im Kontext. Designer*innen sollten sich fragen:
- Wann soll sich der/die Spieler*in entspannen?
- Wann ist Intuition wichtiger als Aktion?
- Wo ergibt ein „leiser“ Farbton mehr Sinn als ein greller?
Ein gelungenes Beispiel ist das Spiel Gris von Nomada Studio. Hier wird eine dezente Farbpalette – einschließlich Mauve – verwendet, um verschiedene emotionale Stadien darzustellen. Die Farbe verändert sich, je nachdem, wie weit der/die Spieler*in auf seiner/ihrer emotionalen Reise ist. Mauve kommt in den ruhigeren, introspektiven Momenten vor – kein Zufall, sondern Design mit Tiefgang.
Interface-Design: Sanft, aber wirkungsvoll
Auch im User Interface (UI) macht Mauve eine gute Figur. Gerade bei Menü-Übergängen, Ladebildschirmen oder Tooltips erzeugt die Farbe eine elegante, ruhige Stimmung. Das senkt die kognitive Belastung – besonders bei komplexen Spielen mit vielen Info-Ebenen.
Ein gutes Praxisbeispiel: In Journey, einem der ikonischsten Indie-Titel, wird mit lila- und mauvefarbenen Übergängen gearbeitet, um Menüs und Spielfluss optisch weich zu verbinden. Der Effekt? Spieler*innen werden nicht aus der Immersion gerissen, sondern gleiten von Szene zu Szene.
Mauve und Accessibility: Auch das zählt
Farben sind auch ein Thema der Barrierefreiheit. Mauve hat einen angenehmen Kontrast zu Schwarz und Weiß und lässt sich gut mit helleren Akzenten kombinieren, ohne grell zu wirken. Dadurch ist sie für viele Spieler*innen mit Sehschwächen gut wahrnehmbar – besonders bei Text-Overlays oder Icons.
Tipp für Designer*innen: Tools wie Color Oracle oder Stark helfen dabei, Farbkontraste auf Barrierefreiheit zu testen. Wer Mauve nutzt, sollte diese Tools zur Hand nehmen, um die Wirkung auch für alle zugänglich zu machen.
Fazit: Weniger auffällig, aber strategisch genial
Mauve ist nicht der Star auf dem Farbkarussell – aber genau das macht sie so spannend. In der richtigen Dosis und im passenden Kontext bringt sie Tiefe, Emotion und Ruhe in Spielwelten, die von Reizen überflutet sind.
Wer Game-Design nicht nur als technische Aufgabe, sondern als künstlerischen Ausdruck versteht, sollte Mauve nicht übersehen. Sie ist die Farbe für Zwischentöne, für das Gefühl zwischen den Zeilen – und damit ein echtes Geheimrezept für immersive Spielerlebnisse.